Wundertüte stürmt ins WM-Semifinale

19. September 2022

Nervosität war unbegründet: Magdalena und Katharina erwischen bei der Ruder-Weltmeisterschaft in Racice einen Traumstart.

Damit haben Magdalena und Katharina Lobnig selbst nicht gerechnet: der für die Ruder-Weltmeisterschaften in Racice (CZE/18. bis 25. September) reaktivierte Doppelzweier erwischt einen Traumstart und qualifiziert sich direkt für das Semifinale. Für die Olympia-Bronzemedaillengewinnerin ist der Perspektivenwechsel in vielerlei Hinsicht gewinnbringend, erst recht für ihren Weg nach Paris.

Die Generalprobe verlief nicht nach Wunsch, bei der WM-Premiere waren Magdalena und Katharina Lobnig am Montagvormittag aber dann voll da. Die beiden Schwestern aus Völkermarkt sitzen erstmals seit 2012 in einem Boot – und waren nach den letzten Trainings am heimischen Stausee vor der WM mit gemischten Gefühlen und einer Portion Ungewissheit nach Racice gereist.

„Wir waren beide sehr nervös, hatten in den letzten Trainings vor der WM doch ein paar Abstimmungsprobleme“, erzählt Magdalena, mit 32 Jahren die um zwei Jahre jüngere – und Katharina schickt nach: „Wir haben nicht gewusst, wo wir uns hier einordnen, waren die Wundertüte im Rennen. Die kleinen Regatten zum Saisonbeginn waren nett, haben aber nicht wirklich einen Vergleich gebracht. Dass es jetzt so gut geht, damit haben wir selbst nicht gerechnet.“

Verhaltener Start, schnelles Finale

So gut bedeutete zum Auftakt der Weltmeisterschaften den direkten Einzug ins Semifinale A/B. In ihrem Vorlauf belegten Lobnig/Lobnig Rang zwei. Nach einem verhaltenen Start zündete der Sister-Act den Turbo und arbeitete sich auf den letzten 500 Metern kontinuierlich an die Spitze.

„Wir sind aus taktischen Gründen etwas verhaltener gestartet, weil wenn wir zu schnell losfahren, dauert es länger bis wir uns finden. Aber wir haben uns davon nicht aus der Ruhe bringen lassen, sind geduldig geblieben und gut in den Streckenschlag reingekommen. Und im Endspurt haben wir richtig gut harmoniert“, freut sich die mehrfache Olympia-, WM- und EM-Medaillengewinnerin.

Über die sechstschnellste Zeit aller Doppelzweier und darüber, dass man starke Boote hinter sich lassen konnte, zum Beispiel die Italienerinnen Kiri Tontodonati und Stefania Gobbi, in München mit EM-Bronze dekoriert und in Luzern am Weltcup-Stockerl. „Die Auslosung war alles andere als leicht, aber mit dieser Leistung haben wir viel Selbstvertrauen und Motivation für die nächsten Rennen getankt.“

Im Semifinale am Freitag, da sind sich die Lobnig-Schwestern einig, braucht es „von allem ein bisschen mehr“, um den nächsten Schritt zu machen. „Es ist ein WM-Semifinale, da wird einem nichts geschenkt. Wenn wir noch ein bisschen flüssiger rudern, uns noch ein bisschen mehr zutrauen, ist vielleicht die nächste Überraschung drin.“

Back to the roots

Keine Überraschung ist, dass Magdalena Lobnig nach der WM wieder in den Einer zurückkehrt. Der Ausflug in eine andere Bootsklasse ist mehr als nur ein Spaß-Projekt. Viel mehr.

„Für mich ist es ein bisschen back to the roots, weil ich im Doppelzweier meine Schlagstruktur vom Einer nicht fahren kann. Wir haben zuletzt versucht, die Schlagzahl zu erhöhen, wodurch ich mir beim Timing etwas schwergetan habe. Jetzt rudere ich ein bisschen so wie 2016 in Rio de Janeiro, was mir für den Einer und meinen Weg zu den Olympischen Spielen 2024 in Paris viel bringen wird“, so die Heeressportlerin, die sich auf die nächsten Tage bis zum WM-Semifinale freut.

Wie Schwester Katharina: „Wir gehen heute gleich noch einmal aufs Wasser und werden in den nächsten Tagen auch das eine oder andere Programm fahren, um fit zu bleiben und die Schärfe zu halten. Das Semifinale wird das schwierigste Rennen, weil alle ins Finale wollen!“