"Wird eine ganz heiße Kiste!"

28. Juli 2021

Nach dem Halbfinale ist vor dem Finale: Magdalena im Interview über Nervenschlacht und was sie daraus für den Medaillen-Showdown mitnimmt.

Magdalena Lobnig rudert am Freitag in Tokio in ihrem zweiten Olympia-Finale um Edelmetall. Dann möchte es die Kärntnerin, vor fünf Jahren in Rio de Janeiro auf Platz sechs, nicht noch einmal so spannend machen wie im Halbfinale.

Im Interview spricht die 31-Jährige über Spannung und Anspannung, Zeiten und Vergleiche und verrät, was vor dem Rennen des Jahres auf den Teller kommt.

Magdalena, die ZuschauerInnen hat dein Halbfinale viele Nerven gekostet. Wie war es für dich?

Magdalena Lobnig (schmunzelt): Ich musste es ein bisschen spannend machen, sonst schaut ja keiner zu. Spaß beiseite: Es war ein würdiges Halbfinale für Olympische Spiele. Es muss spannend sein, weil sonst ist der Finaleinzug ja nichts wert. Die ersten 1.000 Meter waren richtig gut, dann habe ich mir gedacht: Okay, die Amerikanerin ist voll weit weg, die Kanadierin und die Iranerin sowieso. Passt, der zweite Platz ist sicher. Das sollte man nicht tun …

Weil?

Lobnig: Sobald man anfängt zu überlegen und rausnimmt, kommt man aus dem Rhythmus und macht schlechte Schläge. Das muss ich morgen vermeiden, aber wird mir im Finale auch garantiert nicht passieren. Da gibt es nur: Ellbogen raus und solange es geht draufbleiben – und hinten raus einfach voller Endspurt. All In!

Die ExpertInnen haben das Halbfinale als vorgezogenes Finale bezeichnet. Wie schätzt du das ein?

Lobnig: Das unangenehmste Rennen habe ich hinter mir, das war das Halbfinale. Mit der US-Amerikanerin Kara Kohler und Sanita Puspure aus Irland, immerhin die erfolgreichste Ruderin der letzten Jahre, sind zwei sehr starke Ruderinnen bereits draußen. Ich kann wie schon in Rio wieder um die Medaillen rudern. Es wird aber jedenfalls eine ganz enge, ganz heiße Kiste.

Du sprichst die Medaillen an: Was ist drin?

Lobnig: Wenn ich mir die Zeiten anschaue, dann sehe ich, dass ich im Halbfinale bis 1.500 Meter die zweitschnellste Zeit gerudert bin. Die Russin war hinten raus dann die Schnellste. Aber ich weiß, dass ich auf den letzten 500 Metern noch zulegen kann, das werde ich im Finale auch müssen. Dann schauen wir, was am Ende dabei rauskommt.

Drei Tage Pause zwischen Viertel- und Halbfinale, kein Tag Pause zwischen Habfinale und Finale. Wie ist das für dich?

Lobnig: Die drei Tage Pause waren richtig zach, speziell wenn du dann die Auslosung siehst und so viel Zeit zum Nachdenken hast. Ich habe versucht, wieder Spannung aufzubauen, was mir ganz gut gelungen ist. Bis zum Finale wird es auch darum gehen, wer sich am besten erholt. Ansonsten sollte alles klar sein: Das ist ein Olympia-Finale – da gibt es nicht mehr viel zu besprechen.

Außer vielleicht deine finale Vorbereitung. Ihr habt diese Olympischen Spiele komplett durchgeplant – wie schauen die letzten gut 20 Stunden bis zur Medaillenentscheidung aus?

Lobnig: Ausrudern, ausradeln, Interviews und Cool-Down an der Strecke. Dann zurück ins Dorf und Essen. Danach in die Reboots, das sind Druckkammern für die Füße, Massage und noch einmal Essen. Kurze Besprechung und schlafen gehen.

Was steht vor dem Olympia-Finale auf dem Speiseplan?

Lobnig: Das gleiche wie die letzten Tage: Carbs, Carbs, Carbs. Noch einmal Spaghetti mit Parmesan, ein bisschen Olivenöl und Thunfisch. Dazu vielleicht ein bisschen Gemüse. Es gibt im Dorf zwar Gerichte aus der ganzen Welt, was richtig cool ist, aber ich mag vor dem wichtigsten Rennen der letzten fünf Jahre nichts riskieren.

Hand aufs Herz: Wie schaut’s in dir drin aus vor diesem Finale?

Lobnig: Ich freue mich voll, möchte es besser machen als in Rio und auch besser als hier im Halbfinale. Ich habe die große Chance noch einmal ein richtig geiles Rennen abzuliefern!