Herbstlicher Empfang in Posen

08. Oktober 2020

Der EM-Schauplatz präsentierte sich nach der Ankunft kalt und windig. Magdalena Lobnig gibt sich dennoch zuversichtlich und fühlt sich top-fit für den Medaillen-Fight.

Kalt und windig. Der EM-Schauplatz Posen (POL) präsentierte sich den 600 Ruderinnen und Ruderern aus 31 Nationen am ersten Tag nicht von seiner freundlichsten Seite.

„Es herbstelt etwas, aber das gehört um die Jahreszeit irgendwie dazu, auch wenn es daheim noch 18 Grad hatte, als wir losgefahren sind“, lacht Magdalena Lobnig.

Weniger Freude bereitet der Kärntner Einer-Ruderin der Seitenwind, der die ersten beiden Trainings am Mittwoch zu einer wackeligen Angelegenheit werden ließ.

„Eigentlich untypisch für Posen, eine Challenge, richtig schwer zu rudern“, ist die 30-jährige Heeressportlerin froh, dass sie in den letzten Wochen und Monaten auch sehr viel an ihrem Bootsgefühl gearbeitet hat. Laut Wetterbericht sollen die Bedingungen bis Samstag ähnlich sein, am Finaltag soll der Wind dann von vorne kommen.

Leistungspeak am Sonntag

Lobnig – vom Ruder-Weltverband auf die Watchlist der Medaillen-Kandidatinnen in der W1x gesetzt – wird am Donnerstag unter strengen Sicherheitsvorkehrungen noch zwei Mal aufs Wasser gehen. So richtig beginnt die Europameisterschaft – die kontinentalen Titelkämpfe werden bereits seit 1893 ausgetragen – dann am Freitag mit den Vorläufen.

„Endlich“, ist die top-fitte Heeressportlerin nach der langen Covid-19-Pause voller Vorfreude. „Ich habe nach den Trainingslagern in Linz-Ottensheim daheim die Akkus aufgeladen und bin gut erholt. Vom Timing sollte es eine Punktlandung werden“, hofft Lobnig auf einen Leistungspeak am Sonntag, wenn es – live auf worldrowing.com – um Edelmetall geht.

„Die perfekte Mischung!“

Ein wichtiger Teil ihrer Vorbereitung war die Dosierung, das Motto in den Tagen vor der Anreise nach Posen: weniger ist mehr. Neuland für die bekennende Vieltrainiererin, wenngleich das „weniger“ im Leistungssport unter Anführungszeichen zu setzen ist.

„Ich habe im letzten Jahr sehr viel gelernt, höre noch intensiver auf meinen Körper. In der Vergangenheit ist es immer wieder vorgekommen, dass ich vor einem Großereignis krank geworden bin. Diesmal haben wir in der heißen Phase gut belastet, aber nichts riskiert. Oft sind die Auswirkungen von zu viel Training schlimmer, als wenn man etwas weniger macht“, weiß Lobnig, die sich den Mut zur Auszeit aber ebenso erarbeiten musste wie ihre Ausdauer und Technik.

„Ich habe mir oft schwer getan, einen Tag frei zu machen und nicht zu trainieren, man musste mich fast schon überreden. Sich diese Pausen zuzugestehen, ist mit das Schwierigste im Leistungssport. Heute weiß ich: viel trainieren kann jeder, aber die Pausen richtig zu setzen macht den Unterschied und bringt die entscheidenden Sekunden.“

Großen Anteil an dieser Entwicklung hat auch ihr Betreuer-Duo: ÖRV-Nationaltrainer Robert Sens und Heimtrainer Kurt Traer. „Der Kurti hat im Training gerne drauf, der Robert nimmt raus – die perfekte Mischung!“


Die Ruder-Europameisterschaft findet von Freitag bis Sonntag im polnischen Posen statt und ist nach zwei Nachwuchs-Europameisterschaften (U23, Junioren) die erste internationale Regatta für die Erwachsenen. Medaillen werden in insgesamt 22 Bootsklassen vergeben, Österreich ist mit sieben Booten am Start.